Mittwoch, 01.02.2006
 

Nutrias im Anmarsch

An Land und im Wasser fühlt sich der Nutria wohl. Da er sich stark vermehrt, wird er auch im Kreis gejagt, und es werden Fallen aufgestellt. Vor allem in der Weseler Aue sowie in Sonsbeck und Xanten sind viele Nutrias zu finden. (Foto: dpa)

TIERE / Auch am Auesee, wo sich Spaziergänger an ihm erfreuen, fühlt sich der Sumpfbiber wohl. Der Kreis erteilt Ausnahmegenehmigungen für die Jagd des ungeschützten Vierbeiners.

WESEL. Außergewöhnliches tut sich in diesen Tagen am Rande des Auesees. Nicht nur Wildgänse und Möwen genießen dann die ersten wärmenden Sonnenstrahlen, auch Familie Nutria macht sich zu einem Spaziergang auf. Wer das Gewässer umrundet, entdeckt mit ein bisschen Glück die possierlichen Tiere. Sogar eine Mutter mit zwei Jungen wurde am vergangenen Wochenende auf einer der Wiesen gesichtet. Für Jörg Hüting von der Auskiesungsfirma Hülskens ist das keine Besonderheit. "Nutrias gibt es hier häufig", sagt er und verweist gleichzeitig darauf, dass es sich bei ihnen um reine Pflanzenfresser handelt.

Irgendwann sind die Nutrias aus der Gattung der Sumpfbiber aus Südamerika nach Europa gekommen. In Zoos und in Pelztierfarmen wurden sie gehalten, doch manche von ihnen büxten aus. In den Kreis Wesel gelangten sie schließlich über die Niers und weiter bis zum Altrhein.

Seit sechs Jahren sind Nutrias und Bisamratten auch ein Thema für die Kreisverwaltung. Denn die Vierbeiner richten durchaus Schäden an, wie Anne Könings berichtet. Vor allem in Sonsbeck und Xanten, aber eben auch in der Weseler Aue sind die Nutrias auf Achse. Und da sie sich kräftig vermehren, können sie zur Plage werden. Abschussgenehmigungen werden Jägern deshalb bei Bedarf erteilt, Fallensteller sind unterwegs - ebenfalls mit Genehmigung. Denn Nutrias stehen nicht unter Schutz.

Auch wenn sie recht putzig aussehen: Die bis zu zwölf Kilo schweren Tiere können durchaus aggressiv werden, warnt Hüting. Vor allem dann, wenn sie mit ihrem Nachwuchs das Terrain erkunden. "Dann könnte es sein, dass beispielsweise ein Pudel den Kürzeren zieht", prophezeit er. Bislang machten die Tiere mit dem weichen Fell, das gern für Mäntel und Jacken verwendet wird, am Auesee keine Probleme. Auch wenn andernorts Nutrias nicht gern gesehen werden, wie Johan Mooij von der Biologischen Station Kreis Wesel erläutert. Schließlich legen sie gern ihre Burgen im Uferbereich an, was zu Zerstörungen führt.

Während dies am Auesee nicht sonderlich schlimm wäre, sähe die Sache ein paar hundert Meter weiter am Deich schon anders aus. Dort könnte die Sicherheit des Damms gefährdet werden.

Nutrias, die mit Bibern oder Bisamratten leicht zu verwechseln sind, können an ihrem runden und nackten Schwanz identifiziert werden. Sie haben ein buschiges Fell und Schwimmhäute an den Hinterfüßen. Die guten Schwimmer bewegen sich zudem gern an Land und zeigen dann schon mal ihre großen Nagezähne, die bei Bedrohung auch zum Einsatz kommen.

01.02.2006     PETRA HERZOG

Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co. Essen Kommanditgesellschaft