Montag, 21.03.2005
 

Wie ein Fisch im Wasser

Das geht aber flott. (Fotos: Heiko Kempken)

FLOSSENSCHWIMMEN / Mit Turbo an den Füßen ist man ein Drittel schneller als bei der herkömmlichen Art.

Beinarbeit ist alles, wenn Sandra Häßler ins Wasser geht. Muss auch, denn ihre beiden Füße stecken fest an der großen Flosse aus Fiberglas, die ihrem Sport den Namen gibt. "Der Oberkörper bleibt beim Flossenschwimmen ganz ruhig, um den Wasserwiderstand gering zu halten", sagt die 28-Jährige aus Rumeln-Kaldenhausen. Dass sie das besonders gut kann, beweisen die zahlreichen Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie die Deutschen Meistertitel.Bei den World Games im Juli tritt Sandra Häßler nicht an. Aus einem simplen Grund: Im Duisburger Schwimmstadion in Wedau wird nur die Kurzstrecke bis 400 Meter geschwommen. Sie hat sich jedoch auf die Langstrecke im Freigewässer spezialisiert: "Es ist schade, dass es nur die Kurzstrecke gibt. Sonst wäre ich sofort dabei."

Dass sich die World Games beschränken, kann die studierte Betriebswirtin gut verstehen: "Auf 100 Meter sieht man einfach besser, wie schnell das Ganze ist." Tatsächlich macht die Flosse ordentlich Tempo. Wenn die Schwimmer mit kräftigen Schlägen vom Bauchnabel abwärts wellenförmig durchs Wasser ziehen, dann sind sie fast ein Drittel schneller als die Kollegen ohne Flosse."Die Wettkämpfe sehen besonders spektakulär aus. Es spritzt und bei den Wenden klatscht auch mal die Flosse an den Beckenrand. Das macht was her", beschreibt Sandra Häßler die attraktive Optik ihres Sports. Wenn sie ins Wasser geht, dann müssen die Zuschauer etwas mehr Geduld mitbringen. Mindestens zwei Kilometer lang ist eine Strecke bei den Wettkämpfen im Meer, bei denen sie startet.Für die Weltmeisterschaften ist die 1,60 Meter große Sportlerin schon weit gereist. 1999 gab es den ersten Platz mit der deutschen Staffel - in der Karibik. 2003 holte sie Bronze - in Ägypten. "Da war es aber nicht so schön", erinnert sie sich. "Das Wasser bei Alexandria war dreckig. Wenn man so lange durch Müll schwimmen muss, ist das schon ekelig." Dieses Jahr geht es nach Frankreich, da sollte die Wasserqualität wieder besser sein.

Mal gucken, wer das ist Schöne Erinnerungen hat die Frau aus Rumeln auch an einen Wettkampf in der Nordsee: "Da hat mich eine Familie aus Rheinhausen angefeuert, die in der Nähe Urlaub machte. Die hatten am Strand ein Auto mit Duisburger Kennzeichen gesehen und wollten mal gucken, wer das ist." Freunde und Familie reisen meist nur dann mit, wenn der Wettkampf in Nordrhein-Westfalen ist.

So ist es praktisch, dass Sandra Häßler und ihr Verein, das Flossenteam Duisburg, oft genug Meisterschaften ausrichten. "Bei den ersten NRW-Langstrecken-Meisterschaften 2001 hab´ ich gemerkt, was das für eine Lauferei ist, wenn man schwimmt und organisiert", sagt die 28-Jährige. "Bei den Deutschen Meisterschaften 2003 habe ich eine halbe Stunde vor meinem Start die Aufgaben verteilt, dann brauchte ich Ruhe." Kein Wunder, denn damals ging es auf der Regattabahn an der Wedau um die WM-Quali. Hat aber geklappt.Als Test für die World Games stehen Ende Mai die Deutschen Meisterschaften im Flossenschwimmen an. Mitorganisiert von Sandra Häßler. "Da müssen wir alle Abläufe durchgehen und schauen, was noch besser funktionieren könnte. Die ganze Elektronik, die Anschlagtafeln, die Auswertung der Startkarten und so weiter."Außerdem muss klar sein, wann die Sportler auftauchen müssen. 15 Meter ab dem Beckenrand dürfen sie ganz unter Wasser sein, dann müssen Schwimmer und Schnorchel nach oben. "Dazu gibt es an Beckenboden eine Markierung, die muss exakt gelegt sein", sagt die Frau, die bereits die Hälfte ihres Lebens mit Flossen aktiv ist.Orthopädische Folgen ihres Sportes: Sie kann die Füße weiter drehen als andere, da die Füße durch die feste Flosse überstreckt sind. "Aber da hat noch kein Arzt gemeckert. Dafür jammere ich mal, wenn ich nach einer Trainingspause schon nach 400 Metern Schmerzen habe und langsamer werde." Sonst schwimmt Sandra Häßler sechs Kilometer am Stück, ohne mit der Wimper zu zucken.

Schnell fertig Solches Durchhaltevermögen müssen die Teilnehmer bei den World Games nicht mitbringen. Weniger als 20 Sekunden brauchen die besten deutschen Flossenschwimmer für 50 Meter. Wenn sich die internationale Spitze in Duisburg trifft, dann will Sandra Häßler dabei sein, ohne Flosse. "Die acht deutschen Sportler kenn´ ich natürlich. Und wenn ich für die zwei Tage frei bekomme, dann steh´ ich auf der Tribüne und feuere sie an."

Bei den World Games werden die Wettkämpfe im Flossenschwimmen am 21. und 22. Juli im Schwimmstadion des Sportparks Wedau ausgetragen. Infos und Karten unter www.worldgames2005.de

21.03.2005     LIS KANNENBERG

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