Bild1Endlich im kühlen Nass: Auch das am Grund zur Zeit sechs Grad kalte Wasser des Auesees nimmt den Sportlern nicht den Spaß. RP-Fotos: Ekkehart Malz

"Tauchen ist wie Fliegen"

Für die Tauchsport-Gemeinschaft. Wesel heißt es nun wieder: Raus aus dem Hallenbad, rein in den Auesee Alle Altersgruppen sind vertreten, um die abwechslungsreiche Unterwasserwelt zu erleben.

 

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Tauchsport

Von PHILIPP ELSBROCK WESEL "Gut Luft wünscht Pressewartin Kiki Reinhard den Mitgliedern der Tauchsport-Gemeinschaft (TSG) Wesel. Erwartungsvoll stehen rund 50 Wasserbegeisterten vor den Autos auf dem Parkplatz am Auesee. Sie, sind zum "Antauchen" gekommen, dem Saisonstart des Vereins. Schnell wird die Alltagskleidung abgestreift. Jeder versucht, so schnell wie möglich in den Taucherdress zu schlüpfen. "Kannst du mal meinen Anzug zu machen?" und Wo ist mein Kompasse'' sind Fragen, die das sympathische Durcheinander beschreiben.
Die Sonne strahlt mit den Sportlern um die Wette. "Endlich raus aus dem langweiligen Hallenbad" ist von vielen Seiten zu hören. Der Auesee, das Heimgewässer des Tauchelubs, ist im Winter von der Stadt gesperrt. "Wegen der niedrigen Temperaturen um den Gefrierpunkt" wäre es auch gar nicht möglich, in dieser Jahreszeit zu tauchen", erklärt Kassenwart Conny Reinhard.


Nur zu zweit ins Wasser

Elf Meter tief ist es bis zum Grund des Gewässers. "Es handelt sich jedoch um einen leichten Steigungsabfall", sagt Conny Reinhard. Es gehe, von der Uferböschung zunächst bis auf vier Meter Tiefe und erst dann auf elf. So können sich die Ohren langsam an den höheren Druck unter Wasser gewöhnen. "Bis auf eine Trommelfellüberdehnung ist uns noch nie etwas passiert", sagt Reinhard stolz. Toi, toi, toi. Zur Sicherheit trägt ebenfalls bei, dass die Taucher nur zu zweit ins Wasser gehen, jeweils mit unterschiedlich langen Erfahrungen.
Mit ihrer schweren Ausrüstung, die insgesamt teilweise mehr als 20 Kilogramm wiegen kann, können sie "Mondmenschen" außerhalb des flüssigen Elements nur schlecht bewegen. Sind sie erst einmal im Wasser, sieht das ganz anders aus. "Tauchen ist wie fliegen", schwärmt Reinhard. "Man kommt sich vor wie im Weltraum." Mit Hilfe eines Bleigürtels und einem "Jacket", ein Anzug, der mit Pressluft gefüllt werden kann, können die Wasserfreunde auf- und abtauchen.

Eine versenkte Yacht

Um das Unterwassererlebnis noch interessanter zu gestalten, haben sich die Mitglieder im letzten Jahr etwas ganz Besonderes einfallen las-sen. Zum 25-jährigen Bestehen versenkten sie eine ausrangierte, acht Meter lange Motoryacht im Auesee. In der ,Poseidon', wie das Schiffswrack getauft wurde, haben sich jetzt sogar schon Fische und Dreikantmuscheln angesiedelt. "Bei rund fünf Metern Sichtweite kann man da schon viel ohne Lampe erkennen", sagt Reinhard. Leider sei zu dieser Jahreszeit das Pflanzenwachstum noch nicht sehr ausgeprägt.
Wie lange die Taucher im Wasser bleiben können, hängt von der Wassertemperatur und dem Luftvorrat ab. "Am Grund herrscht zur Zeit eine Temperatur von sechs Grad", sagt Reinhard. Ziemlich kalt. In die Zehn-Liter-Pressluftflaschen passen mit Hilfe von 200 bar Druck 2000 Liter Luft, so dass die Wasserratten nach einer halben Stunde wieder an die Luft kommen müssen.
Ein Sport für alle Altersgruppen" nennt Reinhard das Tauchen. Vom jungen 15-jährigen Nachwuchs bis zum 72-jährigen Rentner mit 30 Jahren Erfahrung sind dann auch alle in Verein dabei. Zur Kontrolle der Fitness findet alle zwei Jahre eine tauchsportärztliche Untersuchung statt Belastungs-EKG und ein Test des Lungenvolumens stehen dann an. Man sieht den Mitgliedern sofort an dass sie fit sind. "Alles okay", sagt Jupp Komp (72), der gerade aus den Auesee kommt."Was jetzt noch fehlt ist nur ein heißer Kaffee und ein gutes Essen."

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Mehr als 20 Kilogramm wiegt die Ausrüstung eines Tauchers.


Fakten

Das ist für den Taucher ein Muss: Die RP zeigt Voraussetzungen, um ins kühle Nass zu gelangen

  • Ausrüstung: Tauchanzug (Nass-, Trocken- oder Halbtrocken-Anzug), Tauchmaske (Taucherbrille), Jacket, Pressluftflaschen, Lungenautomat in zweifacher Ausführung (Druckausgleich), Finimeter (Druckanzeiger), Tauchcomputer, Unterwasser-Kompass, Bleigurt, Handschuhe, Schnorchel, Flossen. Kostenpunkt insgesamt: Rund 5000 Euro. Mitglieder der Tauch-Sport-Gemeinschaft (TSG) Wesel bekommen die komplette Ausrüstung kostenlos geliehen. Die Füllung der Pressluftflaschen ist ebenfalls kostenlos.

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Ohne einen Computer kommt auch der Taucher nicht aus.

  • Ausbildung: Die Ausbildung ist in mehrere Stufen (Sterne) unterteilt. Für jeden Stern wird Wissen in Physik und Tauchmedizin gelehrt. Außerdem sind sportliche Leistungen wie Distanztauchen erforderlich. Die Kondition wird also gefordert. Kosten für die Kurse: Im Urlaub gut 250 Euro, bei der TSG Wesel sind sie kostenlos. Dauer: bis zu einem halben Jahr.
  • Trainingszeiten der TSG Wesel: Montags von 20 bis 21 Uhr am Auesee oder montags von 20 bis 21.15 Uhr im Hallenbad. Ansprechpartner ist Sportwart Thomas Depta, Rufnummer 0281/27347; E-mail-Adresse: "mailto:tdepta@web.de".
    Wer sich im Internet informieren will: "www.tauchen-wesel.de".
  • Mindestalter: 15 oder 16 Jahre je nach körperlicher Konstitution. Das Höchstalter hängt von der persönlichen Fitness ab. Alle zwei Jahre (ab 40 Jahren jedes Jahr) ist eine tauchsportärztliche Untersuchung Pflicht.
  • Mitgliedsbeiträge: Familien 180 Euro, Erwachsene 90 Euro, Jugendliche 35 Euro im Jahr. Aufnahmegebühr: Erwachsene 180,Jugendliche 25 Euro.

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