LESERBRIEFE

Belasteter Auesee: Weniger Futter und weniger Tiere wäre mehr Ökologie

Auesee und Vögel Amateurhaft

Zum Artikel "Man muß Vögel rausschießen" vom 20. November:

Es spricht für die Tauchsportgemeinschaft (TSG), daß sie sich um die Ökologie des Weseler Auesees Sorgen macht. Zuviel Düngereintrag aus den umliegenden Feldern, zuviel Urin im Wasser, wenn tausende Badegäste Sommerfrische suchen, zuviel gereichtes Futter durch Mitbürger für die Wasservögel, so stellte kürzlich TSG-Vorsitzender Ottmar Geddert sein Ursachensorgenpaket vor der SPD-Fraktion dar. Mit Sicherheit alles Gründe, die die Wasserqualität des Auesees mehr oder weniger nachhaltig beeinflussen.

Durchaus sinnvolle Lösungsansätze, dies entnehme ich dem Zeitungsbericht, wurden bei diesem Treffen formuliert. Doch auch unsagbarer Blödsinn wurde dort verzapft. "Man muß die Wasservögel rausschießen. Da sind zum Beispiel zu viele Schwäne", soll einer der Optimierungsvorschläge gewesen sein. Zu viel Vögel, meint auch Herr Geddert. Es ist amteurhaft, sich zu solch einer Meinung, die garantiert nur aus Emotion entstanden ist, hinreißen zu lassen. Doch das allzu Menschliche ist noch lange nicht der Weisheit letzter Schluß.

Wie wissenschaftlich fundiert sind die Untersuchungen der TSG? Waren Limnologen involviert? Wurden andere wissenschaftliche Disziplinen einbezogen? Wurde der gesamte Auesee untersucht, oder nur Teilbereiche? Gibt es eine Langzeitstudie, ein Monitorring? Wurden die jahreszeitlichen Aspekte berücksichtigt? Wieviel Prozent, oder sind es gar nur Promille, des Schadstoffeintrages gehen tatsächlich von den Wasservögeln aus? Sind dabei auch die positiven Auswirkungen auf den See durch diese Vogelgesellschaften berücksichtigt worden? Wer kontrolliert, vor allem wissenschaftlich, den Fischbesatz? Und, und, und!

Zur Lösung vieler dieser umfangreichen Fragenkomplexe hätten bestimmt die Biologische Station des Kreises Wesel und der Nabu beitragen können. Sie haben viele Kontakte zu Institutionen und wissenschaftliche Experten.

Die Kreisgruppe Wesel im Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ist mit gut 6500 Mitgliedern die größte Naturschutzorganisation auf Kreisebene in ganz Deutschland. Wir wehren uns in diesem Zusammenhang vehement gegen den Abschuß von Schwänen und anderen WasservögeIn am Auesee. Wir sind natürlich auch gegen das Füttern dieser Gefiederten. Sollte diesbezüglich auch nur einem einzigen Tier eine Schwinge gekrümmt werden, scheuen wir auch nicht davor, Wesel bundesweit in die Schlagzeilen zu bringen.

Peter Malzbender
Pressesprecher Nabu
Kreisgruppe Wesel