RP-Thema aktuell: Kommt der Auesee aus dem Gleichgewicht?

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Ganze Heerscharen auf Erholungssuche: Bei Super-Wetter bricht in der Aue regelmäßig das Chaos aus und der Verkehr zusammen.

Stadt auf Wasser-Analysen gespannt, aber Priorität für Erholungswert

Freizeit-Kleinod für Tausende

WESEL. Die Ferien stehen vor der Tür. Da wird's in der Aue, Wesels Freizeitzentrum Nummer eins, wieder richtig rund gehen. Nicht ohne Grund zieht das rund 810 Hektar große Areal einschließlich See, Yachthafen und Flugplatz an schönen Tagen ganze Heerscharen von Menschen an. Hauptattraktion ist Wasser: Von 160 Hektar Fläche ist, gut die Hälfte für den Wassersport freigegeben. Schwimmer und Schlauchboot-Kapitäne tummeln sich nebenden meist in Vereinen organisiert und lang ansässigen Anglern, Seglern, Surfern, Kanuten, Ruderern und Tauchern.

"Wieviele es sind, das läßt sich nur über den Daumen schätzen. Schließlich wird am Strand der "Costa Nixe" kein Eintritt für Badegäste erhoben. Allein ein Teil der Parkplatzbenutzer wird aktenkundig, weil zur Kasse gebeten: 27 450 waren's im vergangenen Jahr (1994: 27 284). 1838 bewirtschaftete Stellplätze stehen zur Verfügung - plus ein Stückchen Wiese.

EU-Richtlinen erfüllt

Bei Super-Wetter bricht in der Regel der Verkehr zusammen, denn die Beliebtheit des Auesee ist weit über die Region hinaus bekannt. Seine gute Qualität auch. Seit Jahren bescheinigt die Bezirksregierung Düsseldorf, daß der See den EU-Richtlinien für Badegewässer entspricht. Das Institut für Lebensmitteluntersuchungen und Umwelthygiene des Kreises Wesel zieht regelmäßig Proben. Analysiert werden Temperatur, Farbe, Geruch, Sichttiefe, Bakterien, pH- und Sauerstoff-Wert sowie Phosphat-, Nitrat und Ammonium-Gehalt. Jüngstes Fazit: alles unterhalb der Grenzwerte keine Salmonellen.

Daß die Taucher und die Angler jetzt auf Anzeichen stoßen, die mittelfristig Veränderungen vermuten lassen, hat die Stadt Wesel registriert. "Es ist beeindruckend, wie die Zusammenhänge zwischen Ökologie und Sport gesehen werden", sagt Dezernent Wolfgang Jung, der jetzt auf die Untersuchungsdaten der Vereine wartet. "Vielleicht wäre ein Vortrag von Dr. Heisig ja mal ein Thema für den Umweltausschuß. Wenn sich da etwas abzeichnet, müßte über langfristige Konsequenzen gesprochen werden."

Von Schnellschüssen hält Wolfgang Jung nichts, denn der Auesee genieße für den gesamten Niederrhein und angrenzende Ballungsräume Priorität als Freizeit-Kleinod. Wohl müsse weiter versucht werden, Massenansammlungen zu kanalisieren. Neue Zugangsmöglichkeiten soll's nicht mehr geben. "Das Füttern der Schwäne zu untersagen, wäre sicher falsch. Über so etwas freut sich doch der Opa mit dem Enkel", meint Jung. "Auch an Veranstaltungen wie der jährlichen Ruder-Regatta ist nichts auszusetzen. Die gehören einfach auf den Auesee Und das eine Motorbötchen für den Schiedsrichter macht den Kohl nicht fett."

"Füttern freut Opa und Enkel"

Übrigens: Wer nicht nur reinsprigen und sich abkühlen will, muß ein Tages- oder Jahreskarte lösen. Und ganz ohne Gebühren dürfen auch die Vereine nicht auf, an oder in den See. Allein die Angler zahlen 22 000 Mar Jahrespacht und sind verpflichtet, für den Fischbesatz zu sorgen.

fws


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Füttern gefährlich: Es macht Spaß, trägt aber offenbar mit dazu bei, daß der Sauerstoff-Gehalt im See Sinkt.
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