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Ganze Schwärme von Tauchern - teils von weither angereist - treffen sich regelmäßig abends am Weseler Auesee, um in dem abwechslungsreichen Gewässer kleine Expeditionen zu unternehmen.
RP-Fotos: Ekkehart Malz

Sicher, artenreich und von hoher Wasserqualität

Abends wird, der Auesee zum Mekka der Froschmänner

Von FALK BAUMEISTER

WESEL. Es ist 19 Uhr, an einem ganz normalen Wochentag. Volker Reetz aus Lünen zwängt sich in seinen blauen Tauchanzug. Er steht auf dem Aueseeparkplatz an der Slipanlage. Vorbereitungen für einen Tauchgang. "Der See ist einmalig", sagt der 25jährige, während er sich seine Ausrüstung auf den Rücken schnallt. Er ist erst zum zweiten Mal hier, aber andere würden mindestens einmal pro Woche kommen, sagt Reetz. Für die Frosehmänner und -frauen aus dem Ruhrgebiet sei der Weseler Auesee die nächste und beste Möglichkeit, den Sport aktiv auszuüben. Wesels Freizeitgebiet Nummer Eins ist auch für sie längst ein Mekka. Zu Hunderten frönen sie hier regelmäßig ihrem Hobby, nehmen den Parkplatz vor der Schranke, mit ihren Pkw und Wohnmobilen fast allein in Beschlag.

Im vergangenen Jahr verkaufte die Stadt 9609 Karten an Taucher - 5711 waren es 1993 bis zum Juli. Wie das Sportamt mitteilte sind 1994 bis Juli bereits 7893 Einzelkarten sowie etliche Jahrestickets an den Froschmann gebracht worden. Der Boom hält an.

"Hier kann man gefahrlos tauchen, denn der See ist nur zehn Meter tief ", erzählt Reetz weiter. Wenn es Probleme unter Wasser geben würde, könnte man ohne weiteres sofort wieder nach oben kommen. Dem schließt sich Tauchlehrerin Heike Haiduk aus Essen an. Mit zwei Kleinbussen ist die Tauchschule TGV Jasinski aus Duisburg angereist. Die Ausbildungsplattform des Weseler Barakuda Clubs ist ideale Voraussetzung für den Unterricht. Haiduk selbst legte vor fünf Jahren hier die Prüfung ab, kennt das Gewässer genau.

Da soviele Taucher im Wasser wären, sei es ein besonders sicheres Sportrevier. "Sollte ein Schüler einmal unter Wasser Probleme haben, dann sind soviele erfahrene Kollegen in der Nähe, die sofort wissen, was zu tun ist", sagt Haiduk. Kursteilnehmer sind auch Andreas Schröder aus Duisburg und Hans-Werner Siebeneicher aus Neukirchen-Vluyn. Die beiden 22 und 23jährigen Biologiestudenten haben gerade ihre zweite Prüfung irn Freiwassertauchen hinter sich gebracht. Für ihr Studium ist der Schnorchel-Sport ebenfalls wichtig. "Dann kann man ein Gewässer nicht nur mit Hilfe der Chemie analysieren, sondern auch ökologisch begutachten, man braucht einfach nur kurz ins Wasser zu steigen", sagt Siebeneicher.

Während sich die beiden das Wasser aus den Haaren streichen und ihre Ausrüstung an Land bringen, tummelt sich Stephan Rohde aus Essen gerade erst im Wasser. "Im Essener Baldeneysee darf man wegen des starken Schiffsverkehrs nicht tauchen, und außerdem ist der See nur zwei bis drei Meter tief, sagt Rohde. In Wesel sei halt der nächste betauchbare See, und außerdem einer der schönsten, erzählt er weiter. Dabei legt er sich ganz gemütlich auf den Rücken, verklemmt seine Flossen an den Füßen unter dem Steg, und läßt es sich gut gehen: Die Arme auf der Brust verschränkt, wird er alleine von seiner Weste getragen, die unter der großen SauerstofIffasche sitzt. "Tauchen ist einfach nur Entspannung", erzählt Tauchrlehrerassistent Sigfried Kurz. Arme und Beine aus dem Wasser ragend, läßt auch er sich auf dem Rücken liegend treiben.

Nachts sei es hier traumhaft, erzählt Steffi Lange aus Bochum ,"Ach, und schwimmt einmal um den Steg herum, taucht kurz den Kopf unter Wasser grienst und erzählt weiter: "Wenn einige Fische schlafen, kann man ganz nah an sie heran kommen das stört sie gar nicht, daß da ein Taucher um sie herum schwebt". Diese Beobachtung unter Wasser mache den Reiz des Tauchsports aus, bewegen müßte man sich dort, unten nicht viel, erzählt Siegfried Kurz. Einmal sei er fast 120 Minuten unter Wasser geblieben, ohne viel Anstrengung und mit wenigen Atemzügen habe er sich das Flaschenvolumen von 2000 Liter Luftvorrat eingeteilt.

Lebendiger als tagsüber sei es in der Nacht schon. Zum einen würden dann auch die Aale aus ihren Verstecken kommen, zum anderen seien viele Taucher mit ihren Scheinwerfern im Wasser, erzählt Lange weiter. Die kleinen, Expdionen in die Unerwasserwelt des Auesees sind beliebter denn je. "Hier gibt es soviel zu sehen", sagt Steffi Lange. Der Bewuchs auf dem Grund sei stark ausgeprägt, und viele Fische gebe es zu beobachten Barsche, Hechte und Karpfen: alles ganz normal. Die Menge der Flußkrebse sei außerdem ein Indiz für hohe, Wasserqualität

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Stephan Rohde aus Essen und die Bochumerin Steffi Lang fühlen sich im Auesee sichtlich wohl. Hier gibt es einiges zu entdecken.
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Jeder hat sein Päckchen zu tragen zu tragen. Für einen sicheren Tauchgang ist eine umfangreiche Ausrüstung notwendig.