Donnerstag, 22.09.2005
 

Rettung aus dem Rhein

Per Rettungswinde wird ein Polizeitaucher vom Hubschrauber aus zu Wasser gelassen, um einen im Wasser treibenden Mann zu bergen. (Foto: Johann Ridder)

ÜBUNG / Auf der Grav-Insel probten Polizisten den Ernstfall. Im Wasser treibender Mann per Hubschraubereinsatz gerettet.

WESEL. Die Niederrheinidylle ist perfekt: strahlender Sonnenschein, klare Sicht, Windstille. Und so nutzen viele Camper von der Grav-Insel den herrlichen Spätsommertag für einen Spaziergang Richtung Natostraße. Denn hier tuckern heute nicht nur die Schiffe rheinauf- und -abwärts, hier ist richtig was los. Zu Wasser, an Land und in der Luft. Während die Wasserschutzpolizei von ihrem Boot aus die Rheinschiffer auf die ganztägige Übung aufmerksam macht, gibt es an Land viele Schaulustige, eine Feldküche und jede Menge Polizisten. Über allem kreist ein Hubschrauber des 3. Lufttransportgeschwaders 61 vom Luftwaffenstützpunkt Nörvenich.

Unterdessen treibt im trüben Wasser ein Mann mit einem gelben Helm auf dem Kopf, von oben nähert sich der olivgrüne Hubschrauber. Ein Polizeitaucher seilt sich ab, packt den Mann und legt ihm die signalrote Rettungsschlinge an. Dann geht´s im Doppelpack in die Höhe, rein in den rettenden Helikopter. In Sekundenschnelle ist die Übung gelaufen. Der Hubschrauber landet, es geht wieder von vorne los.

Einsatzleiter Thorsten Schmidt beobachtet jeden einzelnen ganz genau. Vier-, fünfmal müssen alle zwölf Wuppertaler Polizeitaucher ran, auch wenn die Übung bislang zum Glück noch nie zum Ernstfall wurde. Doch für mögliche Hochwasserkatastrophen soll die Technische Einsatzeinheit gerüstet sein. Die Bilder der verheerenden Überschwemmungen in Österreich und in der Schweiz sowie die aus New Orleans haben alle noch in Erinnerung. Dort wurde zum Teil so verfahren wie gestern am Rhein bei Flüren.

Die speziell geschulten Polizisten haben allerdings auch ohne Hochwasser reichlich zu tun. Zuletzt bargen sie aus einem Duisburger Gewässer eine Leiche, aber auch bei Wahlkampfveranstaltungen mit Merkel und Rüttgers mussten sie ran. Hier ging es allerdings lediglich um die Absperrung. In ihrem Element waren die Retter von gestern außerdem beim Papstbesuch. Sie suchten sowohl den Uferbereich als auch das Schiff, mit dem Benedikt XVI. unterwegs war, nach Sprengstoff ab. Im November, das weiß Polizeihauptkommissar Schmidt schon, geht´s wieder zum Castor-Einsatz, und im Fußballstadion sind die Helfer ohnehin regelmäßig anzutreffen.

Gestern Mittag gab´s erstmal am Rheinufer eine Stärkung. Michael Ufermann, selbstverständlich Polizeibeamter, aber auch Koch, kredenzte Schweinerollbraten mit Käse-Semmel-Knödeln und Blumenkohl. Dann ging´s wieder in die Luft, ins Wasser und später an Land.

22.09.2005     PETRA HERZOG

Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co. Essen Kommanditgesellschaft