nrz19980520Bild1.jpg
Feuerwehr und Tauchsportgemeinschaft trainierten im Auesee für den Ernstfall.

Verletzte im Neoprenanzug

Feuerwehr und Tauchsportgemeinschaft Übten gemeinsame Rettungsaktion im Auese

Von MARGRET BRÜRING (Text) und RON FRANKE (Fotos)

Wesel. Marian Pooth ist Taucher aus Leidenschaft. Am Morgen war er mit Freunden in den Niederlanden getaucht, am Nachmittag sollte es nochmals in den Auesee gehen, obwohl er schon über Übelkeit geklagt hatte. Da passiert es: Nach dem letzten Tauchgang stieg er zu schnell auf und erlitt einen Dekompressionsunfall. Was in einem solchen Fall zu tun ist, probten am Montag abend Mitglieder der Tauchsportgemeinschaft Wesel und der Feuerwehr - denn dieser Unfall war nur simuliert und Marian Pooth zum Glück "nur" Komparse.

Doch schnell genug kann aus der Übung ein Ernstfall werden. Darüber sind sich Ottmar Geddert, Vorsitzender der Tauchsportgemeinschaft(TSG), sein Stellvertreter Jürgen Bossak und Stadtbrandmeister Rudolf Friedhoff einig. Und weil TSG-Mitglied Frieder Tischkewitz gleichzeitig Brandmeister der, Weseler Feuerwehr ist, war es kein Problem die Verbindung herzustellen. Der Lehrrettungsassistent hatte deshalb auch das Szenario für die Übung am Auesee ausgearbeitet. Wie gut funktioniert die Rettungskette, klappt die Alarmierung, ist das Leitstellenpersonal über den nächstgelegenen Standort einer Dekompressionskammer informiert ? Über diese und andere Fragen sollte der Test am Auesee Aufschluß geben.
Für die vielen Zuschauer unter ihnen eine ganze Reihe von TSG-Mitgliedern, die scherzhaft ein wenig mehr Tempo forderten, - war die Aktion darüber hinaus auch noch sehenswert: Die Fahrzeuge der Feuerwehr bogen an der Zufahrt zur Slipanlage ein, die Boote wurden zu Wasser gelassen und die Helfer in ihren blauen Uniformen brausten mit dem Notarzt Dr. Frank Marx an Bord auf den See. Vom Ufer aus beobachteten Ottmar Geddert und die Verantwortlichen des Vereins, Vertreter der Polizei, der Feuerwehr und der Stadt das Geschehen. "Die packen beherzt zu", lobte Geddert die Rettungsassistenten. Schließlich haben die es nur äußerst selten mit Verletzten in Neoprenanzügen mit Bleigürteln zu tun. Sehr realitätsnah bezog der Notarzt gleich auch einen Polizeibeamten in die Behandlung des "Verunglückten" ein. "Die Vitalfunktionen des Mannes müssen erhalten bleiben", stellte Frieder Tischkewitz das wichtigste Ziel der Rettung dar. Natürlich verzichteten die Beteiligten auf den Einsatz des Rettungshubschraubers, der in einem Ernstfall den Patienten zur weiteren Behandlung nach Duisburg-Laar fliegen würde. Auf Martinshorn und Blaulicht warteten die Anwesenden ebenfalls vergeblich.
Im zweiten Teil der abendlichen Übung probten die - Mitglieder der Tauchsportgemeinschaft die Rettung eines ohnmächtigen Tauchpartners. "Wir haben einen hohen Standard in der Ausbildung", wies Jürgen Bossak auf regelmäßige Schulungen in dem 150 Mitglieder starken Verein hin. Wovon sich am Montag auch Beigeordneter Herbert Storm überzeugte. Die Aktion am Auesee sei mehr als begrüßenswert, er hoffe jedoch, daß der Ernstfall nicht eintrete. Diesen Wunsch teilte auch Frieder Tischkewitz. Aber er machte deutlich, daß angesichts der vielen Besucher an schönen Sommertagen die Schwimmaufsicht überfordert sei. "Dieses Manko müssen wir versuchen auszugleichen und unsere Taucher in die Pflicht nehmen."

Am Ende der Übung stand die Analyse im TSG-Vereinsheim, die positiv ausfiel. Ottmar Geddert: "Einhellig waren alle Beteiligten von Polizei, Feuerwehr und unsere Taucher der Meinung, daß wir ein wichtiges Problemfeld aufgezeigt haben. Die TSG hat ihre Kontakte zu den Behörden intensiviert und auf den hoffentlich nicht eintretenden Unglücksfall vorbereiten können."

nrz19980520Bild2.jpg
Realitätsnah ging es an Bord des Feuerwehrbootes zu, das den "Verunglückten" aufgenommen hatte.